29. Januar 2020:
Im bis auf den letzten Platz besetzten Gemeindezentrum „maGma“ wirbt Thomas Sternberg für seine Vision der Kirche: Selbstbewusste Christen nehmen die Verantwortung für ihre Gemeinde selbst in die Hand, organisieren sich vor Ort, geben den Glauben weiter und pflegen die Gemeinschaft mit Bistum und Weltkirche. Sie verstehen sich nicht als Helfer des Amtes, sondern durch Taufe und Firmung ermächtigt, selbstverantworltich zu handeln.
Darüberhinaus brauchen die Gemeinden aber auch Priester für die Eucharistiefeier als inneren Kern des Gemeindelebens. Sein Vorschlag: „Einen Antrag in Rom stellen, um die ersten zwei oder drei verheirateten Diakone zu Priestern weihen zu können.“
Überzogene Erwartungen an die Ergebnisse des Synodalen Wegs relativiert Sternberg: „Wir werden in Deutschland in zwei Jahren nicht Frauen zu Priesterinnen weihen können.“ Dennoch müssen alle Fragen offen diskutiert werden. „Die Beschlüsse werden dann als Voten an die Entscheider weitergegeben.“
Fotos: Tim Wollenhaupt;
Text: Burkhard Schönwälder
27. Januar 2016:
Wenn Laien zu Wort kommen – Ein außergewöhnlicher Prediger-Dienst
Wenn Laien zu Wort kommen – und authentisch Zeugnis geben können, dann wird Glauben heute ganz neu konkret und spannend. So erleben es Gottesdienstbesucher in der Gemeinde St. Josef in Essen-Frintrop sein 20 Jahren. Fünf Ehrenamtliche des sogenannten „Ansprachekreises“ – Männer und Frauen aus unterschiedlichen Berufen – haben davon am 27. Januar 2016 berichtet: Wie es dazu kam und ein „Ansprachekreis“ entstand; wie sich der Kreis mit Gottes Wort auseinandersetzt und wie daraus Ansprachen vor der versammelten Sonntagsgemeinde entstehen. Die jeweilige persönliche Eigenart, berufliche und familiäre Prägungen eröffnen unterschiedliche Zugänge und ermöglichen den Zuhörerinnen und Zuhörern ganz neue Identifikationsmöglichkeiten. – Und Generalvikar Klaus Pfeffer, der diese Entwicklung seit seiner Kaplanszeit in St. Josef verfolgt hat, sagt: So „geht“ Kirche!
Für alle Besucher und die Veranstalter im Begegnungszentrum maGma (PGR St. Gertrud, Medienforum Essen und das Manege-frei-Team) ein anregender und ermutigender Abend!
Die folgenden Fotos verdanken wir Tim Wollenhaupt.
Tun, was uns eint – Ökumenische Agapefeier am 18.3.2015
Eine Erfahrung von Kirche der Zukunft
Gut 80 katholische und evangelische Christinnen und Christen aus Bochum, Wattenscheid und Essen waren am Abend des 18. März 2015 im Begegnungszentrum maGma zusammengekommen, um miteinander Agape zu feiern – und wir erlebten vielleicht ein Stück Kirche der Zukunft.
Der Einladung im Rahmen der Veranstaltungsreihe „MANEGE FREI – KIRCHE AUF DEM DRAHTSEIL“ hatte sich die evangelische Gemeinde Höntrop, die Evangelische Stadtakademie und das Katholische Forum Bochum sowie der Katholikenrat für Bochum und Wattenscheid als Kooperationspartner angeschlossen. Auslöser war ein Buch mit dem Titel „Agape – Sinn und Form einer ökumenischen Laienliturgie“, hrsg. von Werner Patzelt und Gerlinde Back von der action 365 in Frankfurt.
In seiner Begrüßung betonte der Sprecher des Manege-frei-Teams das Besondere dieses Abends: Kein Diskussionsabend über Ökumene, sondern „Miteinander tun, was uns eint“. Nach Jahrzehnten der Diskussion und der Konsenspapiere könne uns die Wiederentdeckung einer frühchristlichen Praxis neu zusammenführen und ermutigen, miteinander neue Erfahrungen zu machen.
Agape – das griechische Wort bedeutet LIEBE – nannten die Christen der nachapostolischen Zeit ihr Zusammenkommen zu einem religiös gestalteten Mahl zugunsten der Armen und zur Pflege der christlichen Gemeinschaft.
Diese Praxis einer christlichen Laienliturgie hat die action 365, eine ökumenische Laienbewegung, aufgegriffen und in Anlehnung an die urchristlichen Zeugnisse neu belebt, wie Frau Gerlinde Back, Mitautorin des Buches und Mitglied im Vorstand der Stiftung HAUS DER ACTION 365 betonte. In ihrer Hinführung hob sie den Gemeinschaftscharakter der Laienliturgie hervor, die im gemeinsamen Priestertum aller Getauften gründet.
Die Mahlfeier knüpft an Jesu Praxis an, der seine Botschaft oft im Rahmen eines Mahles verkündete. Zugleich ist die Agapefeier klar unterschieden von der Feier des Abendmahles und der Eucharistie. „Eine Agapefeier ist wirklich nicht mehr als eine Mahlzeit, während der man allerdings ausdrücklich über den Glauben spricht, diesen auch zeichenhaft, in möglichst dichter Stimmung zum Ausdruck bringt – und den Heiligen Geist zu keinem anderen Zweck anruft, als dass er gleichsam die Herzen berühre, den Mund öffne und die Ohren auftue. So ausgerichtet, taugt die Agapefeier als Herzkammer christlichen Lebens in priesterarmen Gesellschaften und als liturgischer Kern geistlicher Laienbewegungen.“
Diese dichte Atmosphäre erlebten die Versammelten, die sich an zehn Tischen verteilt hatten. Diese waren ansprechend vorbereitet, u.a. mit Blumen, einem Fladenbrot und je einem Glaskrug mit Traubensaft und Wein. Die Feier begann mit einem Gebet und einem gemeinsamen Lied. Dann folgte eine biblische Lesung. Mit Hilfe von gezielten Impulsen der Leitung kamen intensive Schriftgespräche an den Tischen in Gang.
Mit einer Erinnerung an die Emmausgeschichte und dem Kanon „Herr, bleibe bei uns“ leitete Frau Back über zum Gabengebet; es ruft die Bedeutung von Brot und Wein in Erinnerung und lädt zum Essen des Brotes ein, „das uns eint“. An den Tischen wurden Brot und Wein/Traubensaft miteinander geteilt, und die Gespräche konnten weitergeführt werden.
Dann wurden kleine Brote verteilt: zum Mitnehmen für Daheimgebliebene, Freunde, Kranke … Mit dem gemeinsamen Vater unser, einem Segensgebet und einem gemeinsamen Lied endete die Feier. Alle waren eingeladen, noch zusammen zu bleiben und sich auszutauschen.
Viele äußerten sich dankbar für diese neue Erfahrung einer ökumenischen Agapefeier. Da war ein Stück „Kirche der Zukunft“ zu spüren. Vertreter der evangelischen und katholischen Gemeinde in Höntrop vereinbarten spontan, nach Umsetzungsmöglichkeiten vor Ort zu suchen. Andere Teilnehmer können sich diese Form der Laienliturgie gut in kleineren Gruppen vorstellen. Die Initiatoren würden es begrüßen, wenn die gute Erfahrung dieser ökumenischen Agapefeier zur Nachahmung motivieren könnte.
Burkhard Schönwälder